Charles Bohatsch: Die „Ehe für alle“ ist eine Umwertung der Werte

Schlagzeilen und Kommentare über Rauchen und Nichtrauchen, über die Probleme mit Hunden und Hundehaltern füllten seit Wochen die Printmedien, waren ständig Thema im ORF. Die Erklärung der Regierungsparteien, man werde die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben, wie der VfGH es wünscht, ab 2019 akzeptieren, ein gesellschaftspolitischer Paukenschlag, ging völlig unter. Der Versuch, die Ehe als Verbindung von Mann und Frau, in der Verfassung festzuschreiben, sei gescheitert, argumentierten die Türkisblauen, weil SPÖ und NEOS nicht mitziehen. Eine einfachgesetzliche Regelung strebe man nicht an, weil der VfGH sie wieder kippen würde. Freilich sollte man es darauf ankommen lassen, um wenigstens gesellschaftspolitisch Flagge zu zeigen und vor dem linken Zeitgeist nicht einzuknicken.

Auch wenn das geltende Ehegesetz, wie der VfGH meint, gegen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung verstößt, so geht dies am inhaltlichen Kern des Begriffs Ehe vorbei. Es ging – seit Jahrtausenden – immer um die Verbindung von Mann und Frau, als Fundament für die Gründung einer Familie. Und Familie – als Mann, Frau, Kind – ist die Urzelle der Gesellschaft, sichert den biologischen Bestand des Staates. Diese zentrale Aufgabe kann die Verpaarung von Schwulen und Lesben nicht leisten. Hier wird vom VfGH ungleiches gleich gemacht. Da die gesetzliche Verpartnerung künftig auch für die Heteros als gemeinsame Lebensform möglich wird, sie nicht mehr ausschließlich den Homos dient, kann von Diskriminierung der Gleichgeschlechtlichen nicht die Rede sein.

Kanzler Kurz und sein Vize Strache sind bis jetzt dem Thema „Ehe für alle“ ausgewichen, scheinen bereit, die Einzigartigkeit der Institution Ehe aufzugeben. Das gilt auch für Kardinal Christoph Schönborn. Es fehlt sein Aufschrei, daß durch den VfGH und Umfallen der Regierung die Ehe, als Sakrament ein zentraler Wert, seinen einzigartigen Inhalt verliert. Hier wird vergifteter Wein der 68-Jahre in neue Schläuche gegossen. Er will nicht vom Wind des linken Zeitgeistes angeblasen werden. Und so übt er sich in der Fernstenliebe. Zum Welt-Aids-Tag veranstaltet er mit Gery Keszler, Initiator des schrillen Life-Balls, für die „gute Sache“ eine modifizierte Jedermann-Aufführung in der Stephanskirche. Das eingespielte Geld, das die Diözese auch ohne Dom-Spektakel aufbringen könnte, geht an eine Aids-Klinik im Zululand.

Schon im Vorjahr hatte er mit Keszler im Dom eine Gedenk- und Trauerfeier für die Aids-Toten abgehalten. Das stieß in den sozialen Internet-Foren auf harsche Kritik: Schönborn möge lieber trauern und weinen um die zehntausenden abgetriebenen Kinder.(Papst Franziskus nannte das Töten der Föten kürzlich „Auftragsmord“). Fast scheint es so, als müsse die Herde den Hirten führen, der wie ein Schilfrohr im Winde des Zeitgeistes schwankt.

Zeitgeistig ist auch das nervende Betonen „.unserer Werte“, die ständig ausgehöhlt und relativiert werden. Und mit dem Werteverlust geht immer auch ein Stück unserer abendländische Identität verloren.

Von Prof. Dr. Charles Bohatsch, Präsident des WAB

Zuerst erschienen bei Info Direkt.

(Bild: Wikipeida)