Gregor Hochreiter über die „Tendenz zu Bargeld-Abschaffung“ und die „Fehlkonstruktion Euro“

Interessante Buchpräsentation im Wiener Akademikerbund

„Der Euro, wie er heute ist, ist eine Fehlkonstruktion.“ Und „für 2020 wird wegen der niedrigen Zinsen ein Bankencrash prognostiziert“. Zudem gebe es eine „Tendenz zur Abschaffung des Bargeldes“. Das waren die drei markantesten Aussagen von Mag. Gregor Hochreiter, einer der drei Autoren des Buches „Die Nullzinsfalle“ bei der Buchpräsentation im Wiener Akademikerbund in einer Veranstaltung gemeinsam mit dem „Salon Austria“. Der anerkannte und einschlägig kundige Ökonom sprach dabei über finanziell hochinteressante Inhalte. Die Internet-Schlagzeile zu diesem Buch lautet bezeichnenderweise: „Das Endspiel beginnt“.

Die niedrigen Zinsen zogen sich wie ein roter Faden durch das Referat von Hochreiter. Er erinnerte daran, dass EZB-Präsident Mario Draghi in seiner achtjährigen Amtszeit nie die Zinsen erhöht hat. Allerdings sei die reale Kaufkraft entscheidend und in siebzehn Jahren EURO ist das Realzinsniveau um vier Prozent gesunken. Allerdings sei „eine derart niedrige Steigerung für viele Staaten sehr vorteilhaft, weil sich dadurch die schwer verschuldeten Staaten nicht noch mehr verschulden“. Für Private sei das allerdings eher umgekehrt: Denn „wo Leute in Anleihen investieren, haben sie das Problem, dass sie kaum Zinsen bekommen.“ Dennoch wäre die Niedrigzinspolitik „kein Medikament, sondern es verlängert nur das Dahinsiechen der schwachen Unternehmen“ – allein in Deutschland gäbe es 15 Prozent solcher „Unlebensfähigen“.

Wie Hochreiter weiter ausführte, fordern Ökonomen nun ein Bargeldverbot, womit Negativzinsen vermieden würden. Allerdings würden 100 Euro in bar nur 97 Euro am Konto bedeuten, zudem wäre die Abschaffung der Barzahlung ein Problem für den Handel (Supermärkte). Dennoch gäbe es Alternativen: So müssten etwa die (südlichen) Länder, die zu teuer geworden sind, die Löhne erhöhen und die anderen Länder die Preise senken. Die Conclusio von Hochreiter: „Eine einheitliche Geldpolitik kann es so gut wie gar nicht geben.“

Von Michael Kress

Mag. Gregor Hochreiter (Fotos MK)